Laut Finanzminister Magnus Brunner benötigt Wien Energie „dringend finanzielle Unterstützung“.  ©APA/ROLAND SCHLAGER (Symbolbild)
    Aufgrund stark gestiegener Großhandelspreise für Erdgas und Strom gerät der Energieversorger Wien Energie in finanzielle Schwierigkeiten.  Laut Finanzminister Magnus Brunner benötigt Wien Energie „dringend finanzielle Unterstützung“.       

„Wien Energie ist am Wochenende mit der Bitte um ein dringendes Treffen auf uns zugekommen, weil sie in finanziellen Schwierigkeiten sind“, sagte Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) am Sonntagabend gegenüber „ZIB2“. Das Unternehmen bestritt jedoch eine Insolvenz. „Nein, Wien Energie ist nicht zahlungsunfähig“, sagte er auf APA-Anfrage.

Laut Brunner braucht Wien Energie „dringend finanzielle Unterstützung“.

Der Wiener Energieversorger brauche “dringend Unterstützung”, erklärte Brunner gegenüber “ZiB 2”. „Wir arbeiten jetzt daran, über Nacht Details zu klären, was notwendig ist“, sagte der Finanzminister. Es muss geklärt werden, was die Stadt Wien als Eigentümerin einbringen kann und was dann vom Bund erwartet wird. “Wir kennen die genauen Zahlen nicht”, sagte Brunner. „Versorgungssicherheit ist gegeben, aber es geht um Liquidität in den kommenden Tagen und Wochen.“

Die Regierung organisierte Treffen mit E-Business-Vertretern

Die Regierung hatte am Sonntagnachmittag kurzfristig ein Treffen mit E-Business-Vertretern organisiert. Verbund-Chef Michael Strgl, E-Control-Vorstand Wolfgang Urbantschitsch und Wien Energie-Chef Michael Strebl waren ins Bundeskanzleramt geladen. Auf Regierungsseite waren Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) und Finanzminister Martin Kocher (beide ÖVP) sowie Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) und die beiden Vereinsvorsitzenden August Wöginger (ÖVP) und Sigrid Maurer (Grüne) anwesend. Energiesitzung außer Brunner.

Wien Energie ist nicht insolvent

Auf Nachfrage der APA dementierte Wien Energie Medienberichte über eine Insolvenz des Energieversorgers. „Nein, Wien Energie ist nicht zahlungsunfähig“, hieß es in einer schriftlichen Stellungnahme. “Wien Energie und die Wiener Stadtwerke sind solide, finanzstarke Unternehmen mit hervorragender Bonität.”

Handel an Energiebörsen

Um die Versorgung der Kunden sicherzustellen, werden an Energiebörsen Geschäfte getätigt und – wie bei allen Börsenteilnehmern – Sicherheitsleistungen erbracht. „Aufgrund der Strompreisexplosion in ganz Europa am Freitag wurden diese erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen unerwartet erhöht“, sagt Wien Energie. Sicherheiten werden wiederhergestellt, sobald die Transaktionen abgewickelt sind.

„Wien Energie ist nicht kaputt“

Am Montagabend twitterte ein „Wien Energie“-Account: „Basierend auf aktuellen Medienberichten: Nein, Wien Energie ist nicht zahlungsunfähig/insolvent. Um die Versorgung der Kunden sicherzustellen, handelt Wien Energie an Energiebörsen – wie alle Börsen Teilnehmer – müssen Sicherheitsleistungen hinterlegen.“ Wien Energie hat über 2 Millionen Kunden.

Hinterlegen Sie zwischen 1,7 und 1,8 Milliarden Euro als Sicherheit

Zwischen 1,7 Milliarden und 1,8 Milliarden Euro musste die Tochtergesellschaft der Stadt Wien Medienberichten zufolge Anfang dieser Woche als Sicherheit hinterlegen. „Die Stadt Wien soll in den vergangenen Wochen mit einer Milliardenbürgschaft geholfen haben, aber jetzt stößt sie an ihre Grenzen“, schreibt die „Kronen Zeitung“ in ihrer Online-Ausgabe. Jetzt braucht es Sicherheiten vom Bund.

Die FPÖ bat um Aufklärung zur finanziellen Situation von Wien Energie

Als Reaktion auf die Medienberichte forderte die FPÖ eine „sofortige und vollständige Klärung“ der Finanzlage von Wien Energie. „Wenn es stimmt, dass die Stadt Wien in der Vergangenheit bereits Geld an das städtische Unternehmen gegeben hat, ohne den Stadtrat zu informieren, dann wird das weitreichende Folgen haben“, sagte der FPÖ-Landesvorsitzende Dominik Nepp. in der Sonntagsshow.

Die Pressekonferenz des Vizepräsidenten von Wien wurde angekündigt

Der Wiener Vizepräsident kündigte am Montag um 10 Uhr kurzerhand eine Pressekonferenz zum Thema “Wiener Energie-Finanzskandal? Firmenrettung, Ermittlungen und politische Konsequenzen” an. Als Teilnehmer des Medienanlasses in der ÖVP-Zentrale in der Lichtenfelsgasse wurden Verbandspräsident Markus Wölbitsch und Finanzbeauftragter Landtagspräsident Manfred Juraczka bekannt gegeben. Andere staatliche Energieversorger haben laut Finanzminister derzeit keine finanziellen Probleme. „Im Moment geht es nur um Wien Energie“, sagte Brunner der „ZIB2“.