Herrenhaus in Lugano am 24. November 2020: Wenige Stunden vor der Aufzeichnung attackierte Jessica M. zwei Kunden mit einem Brotmesser. Michel besiegen
Niemand hätte den blutigen Angriff auf die zierliche und blasse Jessica M.* (29) geglaubt, als sie kurz vor 14 Uhr das Manor in Lugano betrat. am 24. November 2020. In der Wohnungsabteilung im fünften Stock wird sie von einer Verkäuferin gefragt, welches Messer sich am besten zum Brotschneiden eignet. Kurz darauf greift er zwei Frauen mit der 21 cm langen gezackten Klinge an und versucht sie zu töten. Ab Montag muss sich M. vor dem Bundesstrafgericht Bellinzona mehrfach wegen versuchten Mordes verantworten. Und weil die Tat als Terrorakt eingestuft wurde, verstieß sie auch gegen das Bundesgesetz zum Verbot von Al-Qaida und dem Islamischen Staat (IS). In der Anklageschrift beschreibt die Staatsanwaltschaft, wie rücksichtslos Jessica M. vorgegangen sei: “Sie hat sich gezielt Frauen als Opfer ausgesucht, weil sie sich weniger wehren konnten.” Und: „Schon als das erste Opfer am Boden lag, fügte er ihm weitere Verletzungen am Hals zu.“ Der Schnitt am Hals war mindestens zehn Zentimeter tief. Der Angreifer schrie „Allahu akbar“ und „Ich werde den Propheten Muhammad rächen“. Die Halsschlagader der Frau fehlte nur um wenige Millimeter.

Seit Jahren Kontakt zu Islamisten

Jessica M. verließ ihr Opfer erst, als sie die Frau für tot hielt und sich dann auf die nächste Person stürzte. Aber hier war er erfolglos. Laut Anklage ergriff das zweite Opfer ihre Hand, in der der Angreifer das Messer hielt. Es könnte schlimmere Verletzungen verhindern. Kunden und Mitarbeiter des Kaufhauses kamen sofort zur Hilfe. Sie entwaffneten und immobilisierten den Mörder, bis die Polizei eintraf. Wie die Anklage nun deutlich macht, hatte die junge Frau vor dem Angriff jahrelang Kontakt zu radikalen Gruppierungen im Internet. Seit mindestens 2016 hatte er seine Bereitschaft zum Ausdruck gebracht, im Namen des Islamischen Staates einen terroristischen Akt zu begehen. Er hatte den geplanten Angriff über die Jahre kultiviert. In den letzten zwei Monaten vor dem Angriff postete er 2.507 Nachrichten, meist mit pro-islamischem Inhalt, in einer Facebook-Gruppe. Darunter schrieb er: “Ich will Gott dienen, bis ich sterbe.” Am nächsten Tag: “Ich will eine Waffenausbildung.”

Daten werden mit einem speziellen Programm gelöscht

In einer weiteren Mitteilung ging er noch weiter: Laut Anklageschrift erkundigte er sich auch nach Bombenanschlägen auf christliche und jüdische Gotteshäuser in der Schweiz. Laut den Ermittlungsbehörden waren ihr Computer und ihr Handy schwer einzuschätzen und sie löschte wenige Tage vor dem Angriff alle Daten mit einem speziellen Programm. Die Bundespolizei (Fedpol) und die Generalstaatsanwaltschaft (BA) ermittelten bereits 2017 gegen die junge Frau. Jessica M. verliebte sich über soziale Medien in einen IS-Kämpfer und versuchte, über die Türkei nach Syrien zu gelangen. M. wurde jedoch an der Grenze festgenommen und in die Schweiz zurückgebracht. Der Angeklagte flüchtete sich in eine Welt des Wahnsinns. Messerattacke in Lugano TI: Das sagt Fedpol über den Angreifer (01:00)

Einsamkeit, Extremismus, Depression

Jessica M. kehrte psychisch verwirrt nach Hause zurück und wurde in eine psychiatrische Klinik eingeliefert. Er leide an einer manischen Depression, sagten Insider damals. Es sollte nicht ihr einziger Krankenhausaufenthalt bleiben. Das war auch Anfang 2017 bekannt. Zuletzt lebte sie allein in einer kleinen Wohnung in einem Mehrfamilienhaus. Die Nachbarn nahmen die Frau kaum wahr. Sie sei sehr schüchtern gewesen, wurde Blick nach der Attacke mitgeteilt. Weil sie so dünn war, brachte ihr manchmal ein Nachbar Kuchen. Neben den aufgeführten Straftaten wird Jessica M. auch unerlaubte Prostitution vorgeworfen. Zwischen 2017 und 2020 arbeitete sie wiederholt im Sexgewerbe, ohne sich bei den Behörden anzumelden. Erst in der Anhörung wird die Bundesanwaltschaft das beantragte Strafmaß verkünden. *Name geändert