Ein Grund dafür: das sogenannte „Value-Order-Prinzip“. Sie regelt, wie der Strompreis an den Börsen festgesetzt wird. Dies geschieht derzeit nach der Reihenfolge, in der die Kraftwerke ans Netz gehen. Zuerst diejenigen, die den billigsten Strom (einschließlich Windkraft) erzeugen. Reicht das nicht aus, werden andere Kraftwerke (z. B. Erdgas) zugeschaltet, aber die Stromerzeugung wird immer teurer. Letztendlich bestimmt das Kraftwerk mit dem teuersten Strom den Strompreis für ALLE (auch diejenigen, die viel billiger erzeugen). Damit verteuert das unglaublich teuer gewordene Erdgas auch den Strom deutlich. Ludwig Möhring, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Erdgas, Erdöl und Geoenergie (BVEG) erklärt: „Das Merit-Order-System gibt bei normalen Marktbedingungen faire Preise – aufgrund der Verknappungssituation führt der Erdgasmarkt derzeit jedoch zu zu hohe Erdgaspreise, die sich auf die Strompreise insgesamt auswirken, durchdringen. Daher funktioniert der Marktmechanismus nicht mehr richtig.” Niedersachsens Ministerpräsident Stefan Weil (63, SPD) fordert nun ein „schnelles und konsequentes Eingreifen“ des Staates und setzt eine „vorübergehende staatliche Preisregulierung“ durch.

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Übrigens: Auch Bundesfinanzminister Robert Habeck (52, Grüne) sieht Handlungsbedarf. Er hat eine Reform angekündigt, mit der er die Preise dämpfen will. Ziel ist es, die Strompreise von steigenden Erdgaspreisen zu entkoppeln. Darauf wartet die Branche sehnsüchtig. Max Schumacher, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Gießerei-Industrie, zu BILD: „Die Bundesregierung muss jetzt endlich handeln.“ Sie fordert: “Der Erdgaspreis muss bei der Strompreisbildung kurzfristig begrenzt werden.” Möhring ergänzt: „Eine deutsche Lösung muss mit den Strommärkten der Nachbarländer kompatibel sein.“