Cyberangriffe: Geheimdienst warnt – Russland bekämpft Demokratien von der Schweiz aus

In einem Geheimbericht schreibt der Bundesnachrichtendienst, der Kreml wolle den Westen spalten. Dafür könnte die Schweizer Infrastruktur missbraucht werden. «Der NDB hält es für wahrscheinlich, dass künftige Cyber-Angriffe auf andere westliche Wahlen in der Schweiz auf Servern zum Einsatz kommen werden»: Der Bundesnachrichtendienst in Bern. (Dateibild) Samuel Schalch/Tagesblatt

Der Bundesnachrichtendienst (NDB) spekuliert, dass Russland in der Schweiz befindliche Server für künftige Cyberangriffe auf westliche Wahlen nutzen wird. Der NDB geht jedoch nicht davon aus, dass Russland versuchen könnte, die nächste Bundestagswahl zu beeinflussen. Für den Schweizer Geheimdienst ist nachgewiesen, dass Russland versucht hat, die Ergebnisse der deutschen Wahlen 2021 zu seinen Gunsten zu manipulieren.

Russland führt einen Cyberkrieg gegen den Westen, und die Schweiz steht im Zentrum davon, wie geheime Dokumente des Bundesnachrichtendienstes (NDB) zeigen, die auf dem SonntagsBlick abrufbar sind. Der NDB glaubt nicht, dass Russland versuchen könnte, die Bundestagswahlen im nächsten Jahr zu beeinflussen. Allerdings versuche Moskau mit Hilfe der Schweizer Infrastruktur demokratische Prozesse in verschiedenen Ländern zu unterminieren, schreibt die Zeitung. Wörtlich schreibt der Nachrichtendienst in seiner Analyse: «Darüber hinaus hält es der NDB für wahrscheinlich, dass in der Schweiz befindliche Server für künftige Cyberangriffe auf andere westliche Wahlen genutzt werden.» Der NDB schreibt weiter, dass dies die Souveränität der Schweiz untergrabe.

“Die Schweiz ist ein attraktives Spionageland”

Russland will die westliche Staatengemeinschaft durch Einmischung in Wahlen schwächen. Dieser Einfluss ändere zwar nichts am Wahlausgang, aber er „delegitimiere teilweise die demokratische Entscheidungsfindung und damit das liberal-demokratische westliche Modell“. Für den Schweizer Geheimdienst steht zudem fest, dass Russland 2021 versucht hat, die Wahlergebnisse in Deutschland mit Medienpropaganda und Cyberangriffen zu seinen Gunsten zu manipulieren. Die Angreifer werden mit dem russischen Militärgeheimdienst GRU in Verbindung gebracht. Die NDB nennt in ihrem Bericht keine zukünftigen Ziele. Grünen-Nationalrat und IT-Unternehmer Gerhard Andrey sagt gegenüber «SonntagsBlick»: «Wir wissen, dass die Schweiz ein attraktives Land für klassische Spionage ist. Das gilt natürlich auch für den Betrieb im digitalen Raum.“ (chk)