Entwicklung könnte auf Forschung basieren

Der Erfolg von mRNA-Impfstoffen gegen das Coronavirus Sars-CoV-2 sei auch auf jahrzehntelange Vorlaufforschung zurückzuführen, sagt Klaus Cichutek, Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts. Was das Schutzantigen betrifft, wurde bereits an MERS-Coronaviren und dem ursprünglichen SARS-Coronavirus geforscht, und auch in Tiermodellen wurde festgestellt, dass Spike-Proteine ​​gut geeignet sind, um vor Infektionen zu schützen. Außerdem könne man auf jahrzehntelange Erfahrungen mit mRNA als Tumorimmuntherapeutikum zurückgreifen.

Neuartige mRNA-basierte Impfstoffe

Sie können die mRNA-Impfstofftechnologie schnell an neue Virusvarianten anpassen. Das ist ihr großer Vorteil, betont Klaus Cichutek. Die Technologie wäre damit für den saisonalen Grippeimpfstoff geeignet, der derzeit Lieferzeiten von mehreren Monaten erfordert. „Natürlich hätten Impfstoffe mit kurzen Umstellungs- und Produktionszeiten gravierende Vorteile.“ Darüber hinaus sind auch mRNA-basierte HIV-, Tuberkulose- und Malaria-Impfstoffe möglich. „Allerdings sollte man von Impfstoffen keine Wunder erwarten“, sagt der Biochemiker. Gerade beim HI-Virus gäbe es aufgrund der besonderen Eigenschaften des Virus große Hürden. HIV überlebt sehr lange im Körper, daher müssen auch latent infizierte Zellen identifiziert und eliminiert werden. Es mutiert auch, daher ist ein gutes Antigendesign unerlässlich. Laut Cichutek ist derzeit unklar, ob eine neue Impfstofftechnologie hier Entdeckungen bringen wird.

MRNA in der Krebstherapie

Eine mRNA-Impfung könnte auch eine neue, komplementäre Therapieform in der Krebsbehandlung darstellen, sagt Klaus Cichutek. Das Immunsystem muss neu lernen, Krebszellen zu erkennen und zu bekämpfen. Durch die mRNA-Impfung kann ein tumorspezifisches Protein-„Design“ in den Körper eingebracht werden. „Die tumorspezifischen Antigene sind gut definiert und es wurde bereits in klinischen Studien gezeigt, dass durch eine Impfung eine Immunantwort gegen bestimmte Krebszellen ausgelöst werden kann.“ Der direkte Nutzen für die Patienten muss jedoch noch belegt werden. „Wir alle hoffen auf einen Durchbruch“, sagt Institutspräsident Paul Ehrlich. “Ich bin hoffnungsvoll, aber er ist heute nicht hier.”

Anwendung bei chronischen Viruserkrankungen

RNA-Technologien könnten auch Fortschritte bei der Behandlung von Hepatitis B, einer chronischen Virusinfektion, bringen. „Wer Träger des Virus ist, hat ein hohes Risiko, an Krebs zu erkranken und an Leberversagen zu erkranken“, sagt Ulrike Protzer, Direktorin des Instituts für Virologie am Helmholtz Zentrum München. “Jedes Jahr sterben 880.000 Menschen an den Folgen einer Hepatitis-B-Infektion.” Ähnlich wie bei Krebs ist auch bei Hepatitis-B-Erkrankungen eine therapeutische Impfung möglich, ebenso wie der Einsatz von mRNA in der T-Zell-Therapie. T-Zellen sind Immunzellen, die der Körper selbst herstellen kann. Die Impfung erhöht die Vermehrung dieser Zellen und ihre Funktion. „Und eine dritte Anwendung, die eigentlich keine mRNA-Anwendung, sondern eine RNA-Anwendung ist, ist die Verwendung von kurzen RNAs für die sogenannte RNA-Interferenz“, berichtet der Virologe. Während mRNA eine wichtige Rolle bei der Proteinproduktion spielt, blockieren diese kurzen RNAs die Produktion. Ein Mechanismus, der auch gegen Viren effektiv eingesetzt werden kann. „Wenn Sie das Virus daran hindern können, Protein zu produzieren, blockieren Sie das gesamte Virus“, sagt Protzer.

Bestandteil der personalisierten Medizin

Die RNA-basierte Medizin sei ein wichtiger Schritt hin zu mehr personalisierter Medizin, darin waren sich alle bei den Technologiegesprächen im Alpbacher Forum einig. Ihre Entwicklung begann vor fast 30 Jahren, doch wo sie hinführen wird, ist aus heutiger Sicht noch unklar.