Mit einem nur auf den ersten Blick etwas zusammenhangslosen Programm startete das London Symphony Orchestra von Sir Simon Rattle am Freitagabend in seinen zweitägigen Lauf beim Grafenegg Festival.  Wie erwartet viel Applaus im Wolkenturm.          
     27.08.2022 22.07       
     Ab heute, 7.22 Uhr online

Zufällig oder nicht, verwies die Sendung immer wieder auf das Jahr 1922, als sich Niederösterreich und Wien trennten. Hector Berlioz’ orchestrale Eröffnungsouvertüre „Le Corsaire“ hatte dazu keinen erkennbaren Bezug, zeigte aber sofort alle Stärken der Londoner: exzellentes Zusammenspiel, präzise Phrasierung, nuanciertes Sounddesign und Gespür für dynamische Entwicklungen. Vorteile, die auch Maurice Ravels „La Valse“ (komponiert 1919/20) zugute kamen. Dazwischen gab es die österreichische Erstaufführung des Stücks „Sun Poem“ von Daniel Kidane, das wenige Tage zuvor in Edinburgh uraufgeführt worden war.

“Hast du noch vier Minuten?”

In Jean Sibelius’ 7. Sinfonie (1923/24) hingegen erblühte die Spätromantik in den schönsten Farben, während Bela Bartoks im gleichen Zeitraum entstandene Konzertsuite „Der wunderbare Mandarin“ vergleichsweise streng und zerbrechlich wirkte. „Hast du vier Minuten? Nach Bartok muss etwas Ruhiges her“, kündigte Rattle die Zugabe an. Den sanften Schlusspunkt bildeten Gabriel Faurés Pavanes, einfühlsam und duftig interpretiert. Der Unermüdliche setzte die Abendsession in der Reitschule fort, wo ein Percussion-Ensemble des Orchesters spielte. Am Samstag im Wolkenturm Gustav Mahlers „Auferstehungssymphonie“ mit den Londonern. Ewald Baringer (APA) für noe.ORF.at