Experten erwarten eine anhaltendere Inflation in der Schweiz Credit Suisse und Raiffeisen Bank korrigieren ihre Inflationsprognosen. Experten zufolge wird es länger dauern als erwartet, die Inflation zu dämpfen. 1/5 Die Inflation in der Schweiz ist auf dem höchsten Stand seit 2008. Dominik Schlund
Die Credit Suisse hebt ihre Inflationsprognose für dieses Jahr an. Sie geht weiterhin davon aus, dass die Inflation im Jahresverlauf unter die 3%-Marke fallen wird. Allerdings hob sie ihre Prognose deutlich von 2,3 auf 2,9 Prozent an. Auch Raiffeisen stimmt dem Tenor zu. „Die Inflation wird uns viel länger beschäftigen als erwartet“, sagt Raiffeisen-Chefvolkswirt Martin Neff (61). Die Inflation betrug im Juli 3,4 %, die höchste seit 2008. Die Energiekrise in Europa, der ausgetrocknete Rhein und Lieferkettenprobleme treiben die Energie- und Rohstoffpreise in die Höhe. Nahezu die gesamte Wirtschaft ist von den Mehrkosten betroffen. Für die Bevölkerung macht sich die Inflation an der Zapfsäule, bei Nebenkosten und beim Einkaufen bemerkbar.

Saisonale Effekte und starker Franken

Die CS geht davon aus, dass sich die Inflation aufgrund saisonaler Effekte im Herbst abschwächen wird. Einerseits dürften die Transportkosten, insbesondere für den Luftverkehr, nach dem Sommer leicht sinken. Auf der anderen Seite wird teures einheimisches Obst und Gemüse im Winter zunehmend durch billigere Importprodukte ersetzt. Auch CS-Experten rechnen im Herbst mit einer Lockerung der Lieferengpässe und einem anhaltend starken Schweizer Franken. Infolgedessen sollte die Inflation im vierten Quartal zumindest leicht nachlassen. Dass die CS trotz eines erwarteten Rückgangs im Herbst ihre Inflationsprognose für das Gesamtjahr revidiert, hat mit dem hinter uns liegenden Sommer zu tun: Die Inflation ist in den Sommermonaten stärker gestiegen, als von Experten prognostiziert.

Vage Prognosen für 2023

Über die Aussichten für das nächste Jahr gehen die Expertenmeinungen weit auseinander. Klar ist nur, dass wir die Inflation so schnell nicht loswerden werden. Die Frage ist nur, wie hoch er bleibt. Die Credit Suisse geht davon aus, dass sich die Inflation im Jahr 2023 auf 1% normalisieren wird. Diese Prognose basiert jedoch auf der Annahme, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) den Leitzins von -0,25 auf +0,50 Prozent anheben wird. Raiffeisen-Chefvolkswirt Martin Neff (61) hingegen sagt: «Ich rechne damit, dass die Inflation 2023 noch 3 vor dem Komma hat.» Es bezieht sich auf hohe Energiepreise. “Bei der aktuellen Strompreisentwicklung dürfte allein der Strom im nächsten Jahr einen Prozentpunkt der Inflation ausmachen.”