Standort im KKW Saporischschja

Entgegen anders lautenden Berichten ist das russische Kernkraftwerk Saporischschja im Süden der Ukraine noch immer vom Stromnetz des Landes getrennt. Nach einem Stromausfall in der Region seien am Donnerstag die letzten beiden noch in Betrieb befindlichen Reaktoren vom Stromnetz genommen worden, teilte der Betreiber Energoatom mit. In der Asche eines nahe gelegenen Kohlekraftwerks brachen Feuer aus. Diese hätten die Stromleitungen zum Atomkraftwerk zerstört. Aus großen Teilen der von russischen Truppen kontrollierten Gebiete Saporischschja und Cherson wurden Stromausfälle im Voraus gemeldet. Das russische Verteidigungsministerium sagte, das ukrainische Militär habe Europas größtes Atomkraftwerk bombardiert. Nach Angaben der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) soll eine Einigung zur Inspektion des besetzten ukrainischen Atomkraftwerks in Zaporizhzhya erzielt werden. „Wir stehen uns sehr, sehr nahe“, sagt IAEO-Chef Rafael Grossi. Die UN-Agentur hatte angekündigt, innerhalb weniger Tage Experten in das Werk zu schicken, wenn eine Einigung mit der Ukraine und Russland erzielt werde.

Schlachten / Militär

Laut britischen Militärexperten ist Moskau bereit, jede ukrainische Militäraktivität in der Nähe des besetzten Kernkraftwerks für Propagandazwecke zu nutzen. Die Gefahr für die Sicherheit rund um das Atomkraftwerk gehe nach Angaben des britischen Verteidigungsministeriums unter Berufung auf Geheimdienste von einfallenden russischen Truppen aus. Mindestens 215 Zivilisten wurden bei Streubombenangriffen in der Ukraine im ersten Halbjahr 2022 getötet und 474 verletzt. Die russischen Streitkräfte haben Hunderte von Streumunitionsangriffen durchgeführt, teilte die NGO Handicap International am Donnerstag mit. Auch ukrainische Streitkräfte setzten mehrfach Streumunition ein.

Russland

Sechs Monate nach dem Einmarsch in die Ukraine befahl Kremlchef Putin den Ausbau des russischen Militärs. Ab 2023 soll die Gesamtstärke der Armee laut einem am Donnerstag veröffentlichten Dekret zwei Millionen Menschen übersteigen. Allein die Zahl der Militärangehörigen – darunter Zeitsoldaten und Wehrpflichtige – soll um 137.000 auf rund 1,15 Millionen steigen. Der wegen „Diskreditierung“ des russischen Militärs festgenommene russische Oppositionspolitiker Jewgeni Roisman ist am Donnerstag vorläufig freigelassen worden. Ein Gericht in Jekaterinburg entschied, dass Roisman weder an öffentlichen Veranstaltungen teilnehmen noch das Internet nutzen dürfe, berichtete die Nachrichtenagentur Ria Novosti. Es ist ihm auch nicht gestattet, Briefe zu versenden oder zu empfangen.

Waffenlieferungen

Bundeskanzler Olaf Scholz hat den Bürgern zugesichert, bei Entscheidungen über Waffenlieferungen an die Ukraine auch weiterhin „mit Bedacht und Bedacht“ vorzugehen. Ziel sei es, die Ukraine zu unterstützen, aber gleichzeitig die Eskalation des Krieges zu verhindern, damit er sich nicht ausweite, sagte der SPD-Politiker am Donnerstag bei einem Gespräch mit Bürgern in Magdeburg.

(Red/APA/Reuters/dpa)