Die Strompreise für 2023 müssen bis zum 31. August gemeldet werden. Thomas Müller
Die Aargauer AEW Energie AG hat am Donnerstag die Strompreise für das nächste Jahr bekannt gegeben. Haushalte müssen 25 Prozent mehr zahlen. Für einen durchschnittlichen Haushalt bedeutet dies rund 220 Franken pro Jahr. 2023 beträgt der Strompreis ohne Mehrwertsteuer 25,13 Cent pro Kilowattstunde – rund 5 Cent mehr als bisher. Grund dafür sind die massiv gestiegenen Versorgungskosten. Der Strom, den Energieversorger am Markt kaufen, kostet zum Teil fast doppelt so viel wie im Vorjahr. AEW-Kunden haben immer noch Glück. Denn sie erzeugen etwa die Hälfte des Stroms selbst und müssen ihn nicht zu Marktpreisen zukaufen.

30 Prozent oder mehr

Der Strompreis wird im nächsten Jahr nicht nur für die 100.000 AEW-Kunden steigen. Der Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen hat eine Umfrage unter seinen Mitgliedern durchgeführt. Von den 100 Unternehmen, die geantwortet haben, wird die Hälfte den Strompreis um 30 Prozent oder mehr erhöhen. Offizielle Zahlen liegen noch nicht von allen Unternehmen vor. Die Stromtarife des nächsten Jahres müssen der Eidgenössischen Elektrizitätskommission (ElCom) erst am 31. August gemeldet werden. Aber von Tag zu Tag werden es mehr Zahlen. Und sie sind normalerweise nicht rosa.

Große Unterschiede

Der Blick hat bei einigen Dutzend Unternehmen nachgefragt. Ein grosser Teil bezieht sich auf den ElCom-Termin 31. August und will vorab nichts verkünden. Einige haben aber schon ihre Preise oder können zumindest die ungefähre Steigerung abschätzen. Es gibt große Unterschiede:

BKW und EWZ geben ihren Kunden weitgehend Entwarnung. Solange sie den Strom selbst erzeugen, wird der Strompreis nicht steigen. In Nidwalden wird der Strompreis dank eigener Kraftwerke und Aktien kaum oder nur leicht steigen. Genaue Zahlen will das kantonale Elektrizitätswerk am Freitag veröffentlichen. Ebs, der Energiedienstleister von Innerschwyz, kann einen Grossteil der Nachfrage selbst generieren und rechnet deshalb mit einer Steigerung von weniger als 20%. Strom ist bei Arosaenergie nur 11 Prozent teurer, der Grundpreis pro Zähler steigt von 16 auf 23 Franken pro Monat. Energie Wasser Bern erhöht den Preis um 20 Prozent. Bei Eniwa bei Buchs AG steigen die Preise um 26%. Genaue Angaben will CKW noch nicht machen, rechnet aber mit einer deutlichen Steigerung. In Appenzell Innerrhoden wird nur etwa ein Zehntel des Stroms von eigenen Kraftwerken erzeugt. Daher wird der Preis voraussichtlich um 30 bis 40 Prozent steigen. Kundinnen und Kunden der Energie Kreuzlingen im Kanton Thurgau müssen für den Strom etwas mehr als 30 Prozent bezahlen. Generell haben die meisten Anbieter im Thurgau Strom auf Lager, was darauf hindeutet, dass auch dort die Preise deutlich steigen werden. Energie Thun kauft 79 Prozent des Stroms am Markt ein, dadurch steigt der Preis um bis zu 40 Prozent. Gemäss Prognosen der «Handelszeitung» sind Primeo Energie, das Stadtwerk Winterthur und die Kraftwerke St. Auch das Gallisch Appenzell sollte seine Preise deutlich anheben. Die Stadtwerke St. Gallen und Diewerke in Wallisellen rechnen mit Steigerungen im mittleren Bereich, möglicherweise um die 30%.

viel glück und pech

Glücklich sind diejenigen, deren Versorger ihren eigenen Strom erzeugen. Der Preis ist weitgehend unabhängig vom Markt. Aber selbst dann wird die Rechnung etwas höher ausfallen als üblich. Die Netznutzungsgebühren werden im nächsten Jahr voraussichtlich um rund 12 Prozent für alle steigen. Grund dafür ist, dass die Netzbetreiberin Swissgrid den Preis um 0,3 Zentimeter pro Kilowattstunde erhöht hat. Schade, welcher Anbieter den Strom kaufen muss. Die Preise auf dem Markt sind explodiert. Diese Kosten werden an die Kunden weitergegeben. Je nach Zeitpunkt der Lieferung und der Einkaufsstrategie des Unternehmens kann es jedoch zu erheblichen Preisunterschieden kommen.

Strom sparen für Ihren Geldbeutel

Der drohende Strom- und Erdgasmangel im Winter bereitet nicht nur Sorgen, sondern schlägt auch auf die eigene Rechnung. Energie könnte knapp werden, weil derzeit mehr als die Hälfte der französischen Atomkraftwerke stillgelegt sind und Putin den Erdgashahn faktisch zugedreht hat. Es war nicht unfair, dass Bundesrätin Simonetta Sommaruga (62) am Mittwoch gegenüber den Medien sagte, dass die freiwilligen Sparmassnahmen in diesem Winter wohl auch beim Portemonnaie eingehalten würden. Was Preiserhöhungen in Franken wirklich bedeuten, hängt vom eigenen Konsum ab. Für den durchschnittlichen Haushalt mit 4500 kWh gaben die Anbieter in der Regel zwischen 200 und 300 Franken aus. Spätestens im Januar wird es sich für viele aus Eigennutz lohnen, den Aufrufen des Bundesrates zum Stromsparen Folge zu leisten.

Kommerziell verliert, Solar gewinnt

Für das Geschäft wird es noch schlimmer. Der Durchschnittspreis steigt um 35 Prozent. Das bedeutet, dass die Hälfte der Versorger den Preis für die Unternehmen um 35 Prozent oder mehr erhöhen wird. Davon profitieren jedoch Solaranlagenbesitzer. Steigende Strompreise sorgen dafür, dass der von ihnen ins Netz eingespeiste Strom deutlich länger bezahlt wird. Mehr zur Energiekrise