Von: Jennifer Köllen Aufteilung Antidepressiva: Helfen SSRIs wirklich bei Depressionen? © Alexander Limbach/Bild Eine neue Studie zeigt, dass Depressionen nicht durch einen Mangel an Serotonin verursacht werden. Sind Antidepressiva (SSRIs) also unnötig? Es ist nicht so leicht. Bremen – Jeder Fünfte leidet mindestens einmal in seinem Leben an einer Depression. In Deutschland sind derzeit 11,3 Prozent der Frauen und 5,1 Prozent der Männer betroffen. Bis zu sechs Prozent leiden unter Sommerdepressionen – vor allem Frauen zwischen 20 und 40 Jahren. Aber es gibt Hilfe. Psychotherapie und Antidepressiva helfen nachweislich bei Symptomen wie Traurigkeit, Leere und Wertlosigkeit. Daher können die folgenden Nachrichten Menschen überraschen, die ihre Depression erfolgreich unter Kontrolle gebracht haben. Die am häufigsten verschriebenen Antidepressiva sind selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI). Denn Wissenschaftler aus Großbritannien wollen herausgefunden haben, dass Depressionen nicht am Mangel des Glücksüberträgers Serotonin im Gehirn liegen. Aber genau hier setzt die SSRI-Therapie an. Bilden sich depressive Menschen also ein, dass das Medikament ihre Symptome lindert? Antidepressiva helfen nicht bei Depressionen?

Depressionssymptome: Neue Studien verwirren – Helfen Antidepressiva überhaupt?

Psychiater verschreiben seit den 1990er Jahren SSRIs gegen Depressionen, basierend auf der Annahme, dass Depressionen durch ein chemisches Ungleichgewicht im Gehirn verursacht werden. Was bedeutet: Der Depressive hat zu wenig Serotonin im Blut. Forscher des University College London sagen nun: Ihre umfangreiche Recherche habe „keine eindeutigen Beweise“ für die in Fachkreisen als „Serotonin-Hypothese“ bezeichnete gefunden. Das schreiben die Wissenschaftler im Fachblatt Molecular Psychiatry. Nehmen depressive Menschen SSRIs nur zum Spaß ein, auch wenn es zynisch klingt? Stellen Sie sich die Wirkung vor, Stichwort Placebo-Effekt? Steckt die Pharmalobby dahinter?

Helfen Antidepressiva (SSRIs) bei depressiven Symptomen? Experten widersprechen

Fest steht: Experten und Psychiater sind sich nicht einig, ob Depressionen durch einen Mangel an Serotonin im Gehirn verursacht werden. Und außerdem, ob SSRI den Betroffenen wirklich helfen. David Nutt ist Leiter des Zentrums für Neuropsychopharmakologie am Imperial College London. Er und sein Team untersuchten die Freisetzung von Serotonin im Gehirn. Nat widerspricht den Aussagen seiner Kollegen. “Wir haben bei depressiven Probanden eine verminderte Fähigkeit zur Ausschüttung von Serotonin festgestellt.” Soll heißen: SSRIs sollen helfen. Denn SSRIs sorgen dafür, dass weniger Serotonin im Gehirn abgebaut wird und somit dem Patienten besser als Glücksbote zur Verfügung steht. Wissenschaftler der Universität Hiroshima in Japan hingegen fanden 2018 heraus, dass SSRIs bei Menschen mit Kindheitstraumata nicht wirken. Der Grund dafür ist, dass unterschiedliche Muster von Gehirnschaltkreisen und unterschiedliche Regionen aus unterschiedlichen Gründen der Depression aktiv sind. SSRIs helfen einer Person mit Depressionen, aber nicht einer anderen. Das zeigt, wie komplex das Serotonin-System im Gehirn ist, schreibt Zeit Online.

Haben Sie Symptome einer Depression? Setzen Sie auf eine Kombination aus Psychotherapie und Antidepressiva

In einem Gastbeitrag in der aktuellen Ausgabe von Psychology Today schreibt der Psychiater Gregory Scott Brown über die Verschreibung von Pillen, die alles auf einmal lösen sollen. Und das kann nicht funktionieren. Er erzählt von seiner eigenen Depression, bei der ihm Antidepressiva wahrscheinlich helfen würden. Aber nur, „um besser mit den Symptomen umzugehen“ – und nicht, um sie zu heilen. Das ist wahrscheinlich das Problem mit Antidepressiva. Die Probleme, die Grübeleien und die Selbstzweifel gehen nicht weg. Während SSRIs helfen, Symptome von Depressionen zu lindern:

Symptome einer Depression: Dies sind die häufigsten Anzeichen

Die wichtigsten Symptome einer Depression deprimiert, gedrückte Stimmung Verlust von Interesse und Glück Bewegungsmangel und Müdigkeit sekundäre Symptome einer Depression verminderte Konzentration und Aufmerksamkeit vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen Schuldgefühle und Wertlosigkeit Übermäßige Zukunftsängste oder „Untergangsstimmung“ Selbstmordgedanken Schlafstörung verminderter Appetit

Depression: Mehr als nur Medikamente für den Heilungsprozess

Aber wenn Sie Ihre Depression wirklich behandeln wollen, müssen Sie mehr tun, als sich auf Medikamente zu verlassen. Er muss auf sich selbst aufpassen, Sport treiben, Freunde treffen, langfristig schädliche Denkmuster ändern. Mittlerweile gibt es sogar Psychiatrie-Apps, die von den Krankenkassen bezahlt werden. Abschließend können wir sagen: Anders als bei den Symptomen eines Herzinfarkts oder den Symptomen von Dickdarmkrebs sind sich selbst Experten nicht einig, ob Depressionen durch einen Mangel an Serotonin im Gehirn verursacht werden – und ob sie sich mit SSRIs gut behandeln lassen. Und selbst wenn SSRI Menschen dabei helfen, Depressionen zu entkommen, besteht die einzige Möglichkeit, sie langfristig symptomfrei zu halten, darin, schädliche Gewohnheiten zu ändern. Und das heißt, man muss an sich arbeiten. Und das ist schwerer, als eine Pille zu schlucken. Haben Sie schlechte Gedanken, sind Sie depressiv und könnten Sie depressiv sein? Sie sind damit nicht allein! Wenden Sie sich an das Infotelefon der Stiftung Deutsche Depressionshilfe. Tel.: 0800 / 33 44 533. Hier bekommen Sie Hilfe.