Bisher: Victor Rumple übernahm kurzfristig die Rolle des Thomas Frank im Stück „Biografie: Ein Stück“ am Waldviertler Hoftheater in Pürbach. NÖN-Chefredakteur Michael Schwab sprach mit dem Schauspieler darüber, wie es dazu kam, was ihm an diesem Engagement besonders gefällt und warum Rabl lieber näher an seiner Heimatstadt spielt. NÖN: Wie sind Sie eigentlich Schauspieler geworden? Wie alt waren Sie, als Sie zum ersten Mal auf einer Bühne standen? Viktor Rabl: Das war im Alter von acht oder neun Jahren in einem Zirkuslager in Drosendorf. Es stellte sich heraus, dass Balancieren und Stelzenlaufen nicht mein Ding ist, aber meine Mutter bemerkte, dass ich ein Händchen fürs Zeichnen hatte. Dann besuchte ich die Kindertheaterwerkstatt am TAM, wo ich bis zu meinem 18. Lebensjahr im Ensemble blieb. Was ist danach passiert? Warum sind Sie nach Deutschland gezogen, um Schauspiel zu studieren? Rabl: Ich habe während der Vorbereitung auf die Aufnahmeprüfungen in einigen freien Projekten in Wien gespielt. Ich möchte sagen, dass ich mich bewusst für den Besuch der Akademie der Darstellenden Künste in Ludwigsburg entschieden habe, dort aber letztendlich angenommen wurde. Sie sagen, die Schule und die Schüler sollten zusammenkommen, und genau das ist hier passiert. Es passte sehr gut. Was war für Sie ausschlaggebend, nach Österreich zurückzukehren? Rumple: Nach meiner Ausbildung habe ich noch zwei Jahre in einem Stadttheater gearbeitet. Aber ich habe bemerkt, dass es dort nicht meins ist. Ich will auch politisches Theater machen, mit dem man entschieden Stellung beziehen kann, und das gab es dort nicht. Ich kann eigentlich in jedem Projekt etwas finden, worüber ich mich aufregen kann, wenn ich genau genug hinschaue, aber wenn es eher die Regel als die Ausnahme ist, dass ich es langfristig machen muss, dann ist es ermüdend. Ich habe erkannt, dass ich lieber freiberuflich tätig sein möchte, an verschiedenen Projekten. Die vielfältige Wiener Theaterszene bietet hier viele Möglichkeiten. Dazu kamen Nostalgie und Sehnsucht nach meiner in Wien lebenden Freundin. Also habe ich meinen Vertrag an diesem Theater nicht verlängert und bin im August 2021 zurückgekehrt. Leider geschah dies kurz vor dem Fall des Coronavirus… Rabl: Ja, ich habe die ersten sechs Monate fast im Corona-Schlaf verbracht. Ich habe mich für ein Projekt am Lösshof beworben, der Regisseur Hakon Hirzenberger hat mich Christine Eder vorgestellt, und dann habe ich bei “End of the World” mitgemacht. Wie kam es zu dem Engagement am Waldviertler Hoftheater in Pürbach? Rabl: Ich wusste schon lange, dass ich dort spielen werde. Hakon Hirzenberger fragte mich, ob ich in Pürbach einige Termine für Max Frischs Stück ‘Biografie: Ein Spiel’ machen könnte. Es war eine Neufassung der Rolle von Thomas Frank. Es war eine aufregende Erfahrung, weil es nur zwei oder drei Probentage gab. In der Regel hat man für eine Show fünf bis acht Wochen Zeit, um die Rolle zu lernen. Es war also eine schöne Herausforderung. Wie läuft das eigentlich ab, wenn man in die Rolle eines anderen Schauspielers schlüpfen muss? Rabl: Natürlich habe ich mir vorher angeschaut, was Thomas Frank gemacht hat, wie er die Rolle gespielt hat. Ich musste einen Weg finden, den Ton der Rolle zu treffen, während das Spiel mir gehörte. Für mich ist dieser Prozess eine sehr wertvolle Erfahrung, die ich nicht missen möchte. Was ist Ihre Rolle im Projekt „Biographie: Ein Spiel“? Rabl: Das Stück handelt von einem Verhaltensforscher, der die Chance bekommt, seine Biographie zu verändern. Dies geschieht in einer Art Spiel mit einem Spielleiter und zwei Assistenten. Ich bin einer der Assistenten und muss in verschiedene Rollen schlüpfen, die dem Verhaltensforscher im Laufe seines Lebens begegnen. Ich schlüpfe sehr gerne von einer Rolle in die andere. NÖN: Sie spielen diese Rolle seit dem 17. August. Gibt es schon eine Chance, Sie in Pürbach zu sehen? Rabl: Ja, das Stück ist mit mir als Assistent noch vom 24. bis 28. August im Hoftheater zu sehen. Wie geht es für Sie nach dem Hoftheater weiter? Rabl: Zunächst einmal sind es noch sechs Monate in Deutschland, in Baden-Baden. Dort habe ich ein Engagement im Musical „A Cage Full of Fools“ und im Theaterstück „The Hildinnen“. Danach möchte ich ein eigenes Projekt machen, am liebsten im Waldviertel, aber das ist noch in der Planungsphase. Was danach kommt, ist noch offen. Ich bin auch politisch aktiv bei “Links Wien”. Ein Kurzfilm ist geplant – aber ich stehe nicht vor der Kamera. Politik und Theater – wie passt das Ihrer Meinung nach zusammen? Rabl: Ich glaube nicht, dass es wirklich unpolitisches Theater gibt. Statements und Positionen werden immer geteilt, mal offen, mal weniger offen. Ich hoffe, viele Projekte realisieren zu können, die mir sehr wichtig sind. Frei wählen zu können wäre schön, ist aber angesichts finanzieller Zwänge etwas utopisch.

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