Bundesrat Alain Berset wollte nicht, dass Swisscom eine 4G-Antenne zu nahe an seinem Elternhaus baut. Adrien Schnarrenberger Journalist Blick Eine Handyantenne in der Nähe seines Hauses? Bundesrat Alain Berset (50) gefiel das überhaupt nicht. Der Gesundheitsminister hat sich gegen den Bau einer Antenne in seiner Gemeinde Belfaux FR ausgesprochen. Das belegen Dokumente, die die Freiburger 5G-Gegnerin Chantal Blanc (44) nach kantonalem öffentlich-rechtlichem Recht zugänglich gemacht hat. Sie sind anwesend Ansicht. 2018 wollte Swisscom die Antenne rund 180 Meter von Bersets Haus entfernt bauen. Damals war es noch eine 4G-Antenne, die das Unternehmen inzwischen auf 5G hätte aufrüsten können. Der Bundesrat, seine Frau, seine Mutter und ein weiterer Verwandter lehnten den Bau ab. Andere Anwohner der Gegend taten es ihm gleich. Anders als die meisten anderen, die den Bau verhindern wollten, unterschrieb Berset nicht nur die Liste der betroffenen Einwohner, er schickte einen eigenen Brief an die Gemeinde.

„Schädliche Wirkungen auf Mensch und Tier“

In dem Schreiben führt der Bundesrat sechs Argumente an: Nebst dem gewählten Standort – unter anderem seien Schule und Kindergärten in der Nähe – der Schädigung der Landschaft und der Bausubstanz wird auch eine gesundheitliche Schädigung genannt. „Elektromagnetische Wellen technologischen Ursprungs, insbesondere solche aus der Mobilfunktechnik, haben schädliche Auswirkungen auf Mensch und Tier“, schreiben die Bersets. Ein Vorschlag, der nicht nur den 5G-Blanc-Kritiker aufhorchen lässt. Als Innenminister leitet Berset das Bundesamt für Gesundheit, das auch für den Strahlenschutz zuständig ist. Auf einer öffentlichen Informationsseite beruhigen das BAG und andere Bundesbehörden besorgte Bürger: Strahlung könne „Körpergewebe auf sehr hohe Intensität erhitzen“, heißt es dort. Vor einer Überbelastung schützen jedoch international empfohlene Grenzwerte, die auch die Schweiz anwendet.

Sondererklärung des Berset-Vertreters

Auf die gesundheitlichen Bedenken des Gesundheitsministers angesprochen relativierte sein Sprecher Christian Favre diese. Es ist nicht das Hauptargument in dem von Berset unterzeichneten Schreiben. Entscheidend ist vielmehr, dass der für den Bau gewählte Standort als ungeeignet angesehen wird. Zudem wies Berset in dem Schreiben lediglich darauf hin, dass „die ordnungsgemäße Einhaltung von Strahlungsnormen unerlässlich ist“, da dadurch Gesundheitsrisiken ausgeschlossen werden können. Diese Bedingung ist gegeben. Tatsächlich stellt Berset in dem Einwand fest, dass die Einhaltung von Strahlungsstandards notwendig ist. Allerdings schreibt er auch, dass zu berücksichtigen sei, dass die Emissionspreise künftig nach oben angepasst werden könnten.

Swisscom hat sich entschieden, nicht zu bauen

Bersets Widerstand funktionierte. Swisscom hat sich entschieden, die Antenne nicht in Belfo zu bauen. Sehr zur Überraschung seines Rivalen 5G Blanc. Er habe bereits in Dutzenden Fällen Einspruch eingelegt und sei sogar vor Bundesgericht gegangen, um den Bau von Handyantennen zu verhindern, sagt er. Noch nie habe er erlebt, dass Swisscom ein Projekt so einfach ablehnt wie in Belfo. Wichtig ist dem 5G-Gegner zu betonen, dass er Berset nichts Unrechtes vorwirft. Stattdessen dankt sie ihm „für seinen Widerstand“. Der Verdacht ist, dass der Staatskonzern das Antennenprojekt wegen des prominenten Einwänder gestoppt hat. Auf Nachfrage bestreitet Swisscom dies. «Wir haben den Standort aufgrund einer negativen Stellungnahme des Amtes für Kulturgüter gewechselt», sagt Sprecherin Alicia Richon gegenüber Blick. Der Denkmalschutz muss der Grund sein.

Besonderen Anlass

Allerdings räumt Swisscom ein, dass es höchst ungewöhnlich ist, dass das Unternehmen eine geplante Antenne nicht baut. Grundsätzlich würden eingereichte Bauanträge bewilligt, es sei denn, ein Vorhaben verstoße gegen öffentlich-rechtliche Vorschriften, so die Sprecherin. Die Einwände führten „höchstens zu Projektverzögerungen“. Dass es anders war, als ein Bundesrat widersprach? “Zufall”, behauptet Swisscom.